Kulturrucksack-Projekt an der Hauptschule Am Bielenberg sowie an der Sekundarschule Höxter
Albanien, Syrien, Thailand, Italien, Afganistan, Iran – aus diesen Ländern kamen sieben Kinder in das Kulturrucksackprojekte „Heimat“, das sich kurzfristig vor den Herbstferien ergeben hat und das die Möglichkeit bot, mit Flüchtlingskindern der Sekundarschule Höxter und der Hauptschule Am Bielenberg in den Herbstferien gemeinsam dieses Projekt durchzuführen.
Ursprünglich wurde dieses Projekt unter dem Titel „Spiel-ART“ angekündigt. Die uns alle bekannten Bilder im Kontext Flüchtlingsströme führten jedoch dazu, dass in Absprache mit den Schulleitungen der Hauptschule Am Bielenberg und der Sekundarschule Höxter ein Kulturrucksackprojekt konzipiert wurde, dass sich speziell an Flüchtlingskinder richtete.
Gabriele Hainke, Lehrerin an der Sekundarschule Höxter, konnte dazu sieben Kinder aus sechs Nationen aktivieren, die sich in den Herbstferien unter der Leitung der freischaffenden Künstlerin Amriko auf die Suche nach einem Gefühl für ihre (neue) Heimat begaben.
Die Künstlerin, aus Tiflis in Georgien kommend, hat ebenfalls einen Migrationshintergrund und kennt daher die Gefühle von Heimatlosigkeit. Sie weiß, was es heißt, die Heimat zu verlieren und wie schwer es ist, sich in einer neuen Heimat heimisch zu fühlen.
Sie nutzte das Kulturrucksackangebot mit dem neuen Thema „Heimat“, um nicht nur über Kunst den Kindern aus den sechs Nationen in Höxter ein Gefühlt von Heimat zu vermitteln. „Wenn Musik Grenzen überwindet, so glaube ich, dass man auch mit Kunst nicht nur Sprachgrenzen überwinden kann“, so die Künstlerin, „und deshalb habe ich ein Werkstattkonzept für das dreitägige Kulturrucksackprojekt entwickelt, in dem sich Kunst, Esskultur und Lebenskultur gegenseitig ergänzen sollten, um so den Kindern in einer entspannten Atmosphäre die Gelegenheit zu geben sich in ihrer neuen Heimat anders begegnen zu können.“
In der „Heimat“-Werkstatt begaben sich die jungen Künstler aus dem Kunstraum der Schule in den Ort, ließen sich auf ihren Gängen durch Höxter durch unterschiedliche Bilder anregen, entwickelten kreative Ideen und stellten dann unter Hilfestellung der Künstlerin unterschiedliche Kunstobjekte selbst her. So entstanden (Wunsch-)Bilder, und unterschiedliche Kunstobjekte mit einem Blick in die Vergangenheit oder in die Zukunft. Es ging dabei nicht um die „große, traditionelle Kunst“, sondern im Zentrum stand das gemeinsame Schaffen und Miteinanderleben. Insofern gehörte zu dem Kulturrucksackprogramm in diesem Fall auch das gemeinsame Miteinanderessen, das von Pizza über Nudeln bis zum selbst hergestellt Fladenbrot reichte.
„Mir haben diese Tage Spaß gemacht“, so Parawana aus Afganistan. Und für Ratawat aus Thailand ist Heimat wichtig, „weil sie einem Halt gibt“. Und eine Mutter, als sie einen Kranz sieht, der durch die Türkränze an vielen Haustüren inspiriert wurde: „Bei einem solchen Kranz hat man sofort ein Lächeln.“ Und bei der kleinen Abschlusspräsentation am letzten Tag im Kreis der Kinder und einiger Mütter wurde deutlich, dass das Projekt sich gelohnt hat.
Bei dem Kulturrucksack handelt es sich um ein Landesprogramm des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport. Angesprochen sind Kinder und Jugendliche im Alter von etwa 10 bis 14 Jahren, denen damit ein kostenloser Zugang zur Kultur in der Freizeit ermöglicht wird.
Die ausgebildete Architektin Tamara Schwarzwald, die u.a. in einer ihrer letzten Ausstellungen in der ehemaligen Außenstelle des Schulministeriums in Soest (heute „Qualitäts- und Unterstützungsagentur – Landesinstitut für Schule“) ihre Kunstobjekte und auch Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen präsentierte: „Mir ist in diesen Tagen bewusst geworden, welche Aufgaben in der nächsten Zukunft auf die Lehrerinnen und Lehrer zukommen werden, denn es gilt nicht nur unterschiedliche Sprachgrenzen zu überwinden. Auch unterschiedliche Kulturen müssen den Weg zueinander finden, und da machen mir diese Kinder Hoffnung, denn in ihnen steckt trotz aller Sprachschwierigkeiten Offenheit, sie wollen lernen, sie sind engagiert. Ich weiß allerdings auch, dass im traditionellen Unterricht häufig diese Freiräume fehlen.“